Wettkampfbericht World Championship Kailua-Kona 11.10.2014

Nicole Bretting wird Weltmeister in ihrer AK beim Ironman auf Hawaii

MTV Pfaffenhofen: Nicole Bretting wird Weltmeisterin ....

Heute vor einer Woche fanden in Kailua-Kona die Ironman- Weltmeisterschaften statt. Heute vor einer Woche (es ist gerade 13.41 Uhr Kona Zeit) hatte ich bereits die ersten Meter auf der Laufstrecke hinter mich gebracht und war glücklich keinen Schmerz in der rechten Achillessehne zu spüren. Hier gilt der Dank Marc von ART, der mich in den Tagen vor dem Rennen täglich „gequält“ hat. Aber der Reihe nach:

Beginnen wir bei der Welcome-Party am Donnerstag. Nachdem ich hier die letzten 2 Jahre nicht war (der Eintritt für die Begleitperson ist mit 50 Doller ziemlich heftig - wie ich finde) habe ich mir die Show dieses Jahr wieder mal angesehen und das Ironman Flair genossen. Passend war, dass ich im Nachgang Reinhard gleich vom Flughafen abholen konnte. Der kam im Gegensatz zu mir pünktlich und mit Gepäck an. :-) Vom Flughafen ging es dann gleich in Richtung Heimat, weil ich ziemlich schnell ins Bett wollte um in der vorletzten Nacht nochmals ausreichend Schlaf und Energie für den bevorstehenden Wettkampf zu tanken. Reinhard musste sich am nächsten Tag ziemlich schnell an die neue Zeit anpassen, da ich in der Früh um 7 Uhr schon am Pier zur letzten Schwimmeinheit sein wollte um im Anschluss gleich die letzte Rad-und Laufeinheit auf dem Highway zu absolvieren. Ab Mittag - so war der Plan - wollte ich dann die Füsse hochlegen und vor allem der Sonne aus-weichen. Ich habe es sogar geschafft nach dem Mittagessen ein wenig zu schlafen. Reinhard hat in der Zwischenzeit noch die letzten Minuten der Expo ausgenützt.Nachmittag gegen 16 Uhr sind wir dann in Richtung - Bike check in – aufgebrochen, nicht ohne ein kurzes Schockerlebnis:

„Hast Du Luft aus dem Hinterreifen herausgelassen?“Nein ich nicht, Du? Nein ich auch nicht!“ Diese Wortwechsel liebe ich vor dem Wettkampf!

Zumal man nicht genau weiß, wieso der Reifen nun keine Luft mehr hat. Solange es nur der Schlauch ist, kein Problem, aber ggf ist ja doch eine Kleinigkeit im Mantel. Den Nervenkitzel könnte ich mir gut ersparen. Also, Reinhard noch mal fix den Schlauch gewechselt und mit der Handpumpe auf-gepumpt. Ich habe einstweilen einen neuen Mantel und Schlauch in die Utensilien für morgen früh gepackt, falls wirklich noch mal etwas sein sollte. War aber nicht!Der Resttag verlief stressfrei und ich habe es zur Abwechslung wirklich mal geschafft früh zu Abend zu essen. Es gab Kartoffelbrei, Gemüse und Spiegeleier. Buisness as usal - so kann man glaube ich die Stunden vor dem Wettkampf mittlerweile be-schreiben. Frühstück, Fahrt zur Wechselzone, Bike checken, noch mal alle Wege abgehen und einprägen, leichtes Warmlaufen, ein paar Schwimmübungen - Anzug anziehen und ein letztes Bussi von Reinhard. Dann hieß es ab ins Wasser - pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss.

Startschuss:IMG 0029

Im Wasser habe ich mich wohl gefühlt, wobei ich die Wellen und die Strömung von Beginn an als stark empfunden habe. Mein Blick nach vorne verriet mir aber immer mal wieder, dass ich mich zu Beginn der zweiten Gruppe befand und so langsam nicht schwimmen konnte. Erstmals in Hawaii wurde in 4 Gruppen gestartet - zuerst die Profimänner, dann die Profifrauen und mit einem Abstand von 25 Minuten die Age-Group Männer und dann mit 10 Minuten Abstand die Frauen. Die ersten Männer hatte ich an der dritten Boje eingeholt und tauchten vereinzelt vor uns Frauen auf. Ab dem Wendepunkt wurde die Anzahl der blauen Badekappen mehr und machmal hatte ich gar keine andere Chance als den Herren vor mir quasi zu überschwimmen - am Liebsten hätte ich mich dann immer entschuldigt - geht halt leider nicht. Trotzdem bin ich fast jeder Rangelei ausgekommen und glücklich mit 1:11 Stunde aus dem Wasser gestiegen.

 

IMG 0028Reinhard rief mir zu „Auf geht´s jetzt beginnt Dein Wettkampf“. Super, doch so „gut“ geschwommen, dass ich gleich aufmunternde Worte brauche?! Erst als mich Kathrin Esefeld auf dem Kuakini Hwy überholte, war mir klar schwimmen war gut! Kathrin und ich meisterten dann die Strecke bis zum Wendepunkt nach Hawi gemeinsam, bzw. die andere immer in Sichtweite. Bis zum Scenic Point war die Welt auch windtechnisch noch in Ordnung - bei Waikoloa kam dieser dann mit voller Wucht von vorne. Ich dachte ich fahre gegen eine unsichtbare Wand- von Tempo 32 km/h auf 23 km/h innerhalb von Sekunden. Jetzt hilft nur Kopf ausschalten und weiter fahren - den anderen geht es auch nicht besser! Der Anstieg nach Hawi war von Beginn an anstrengend - der Wind kam gefühlt von allen Richtungen bzw. drehte immer mal wieder in den kleinen Canyons die man durchfährt. Ich glaube in 2009 hätte ich den Weg bergab von Hawi zum Hwy geschoben :-). Dieses Jahr musste ich nur Kathrin ziehen lassen, die bergab etwas mutiger ist als ich.Das zweite Mal an Reinhard vorbei war super - nur fliegen ist schöner! Auf der Geraden mit Tempo 62 km/h und mir gingen die Gänge zum Treten aus. Reinhard hatte gerade noch Zeit mir zuzurufen - Du bist zweite und kurz vor Dir ist die erste Deiner AK. Uff, in welchem Film bin ich denn jetzt gelandet?!Wissentlich hatte ich die beiden Damen vom letzten Jahr noch nicht überholt, oder doch? Musste ja so sein! 3 km weiter war der Wind von hinten leider schonwieder aus - und im Angebot war mal wieder Wind von vorne. An dieser Stelle habe ich dann auch die vor mir liegende Brasilianerin überholt. Ein Blick nach hinten verriet, die kann das Tempo nicht mitgehen und so beschloss ich die Taktik „Flucht nach vorne“ anzutreten, d.h. möglichst viel Vorsprung auf dem Rad herauszufahren ohne zu überzocken „Mach nach wie vor Dein Rennen, einen Schritt nach dem anderen und das so schnell als möglich“. Diesen Satz habe ich im Vorfeld von Jan Frodeno in der Hawaii Ausgabe der Triathlon gelesen und den machte ich mir jetzt zu eigen.Zurück in Kona, wechselte ich als erste Frau meiner AK auf die Laufstrecke (damit hätte ich nie gerechnet).

IMG 0032Obwohl die Radstrecke anstrengend war fand ich sehr schnell zu einem Lauftempo und konnte die ersten 18 km ein Tempo von um die 4.40 min./km- 4.55 min./km gut halten. Bei den Verpflegungsstellen habe ich alles genommen, was ich bekommen konnte und so lange es kalt war. Wie auch schon beim Radfahren, hatte ich beim Laufen das Gefühl ständig von innen auszutrocknen. Die Flüssigkeit kam nicht im Körperinneren an - so das Gefühl. Der Plan war, dass mich Reinhard auf der Laufstrecke mit einem Tretroller be-gleitet und mich immer wieder mit Infos versorgt - auf den Weg zum ersten Wendepunkt am Alli Drive bis zurück nach Kona - kein Reinhard weit und breit. Erst an der Palani Road - die man wie immer bergauf laufen darf oder muss, bekam ich die erhoffte Info. Die mir folgende Sam Boag war 7 Minuten hinter mir - und holt etwas auf „Quäl Dich - heute ist Dein Tag“ Der hat leicht reden - steht am Strassenrand im Schatten und muss jetzt nicht gleich auf dem Hwy in Richtung Energy Lab - so meine Gedanken. Selbst schuld - man könnte das Rennen auch einfach mal als Zuschauer ge-nießen - dann kann man aber auch nicht Weltmeister werden - also Augen zu und durch! Jam-mern hilft jetzt nicht!Auf dem Hwy angekommen, hat sich mein Kopf diesen in Teilstücke zerlegt. Kreuzung Makala Street - dann ca. 12 Minuten bis zur Kreuzung alter Hafen (dort gibt es ein nettes Fischlokal Namens Bite me - ich freu mich schon heute auf das Essen dort) - nächste Kreuzung Mountain Coffee Shop und immer wieder die dazwischen liegenden wichtigen Verpflegungsstationen - ja keine auslassen! Und so kam auch relativ schnell die Abbiegung zum Energy Lab - jetzt noch einmal bergab dann bis zum Wendepunkt und dann heißt es „Back to Kona“. Beim Wendepunkt musterte ich natürlich alle entgegenkommenden Frauen und suchte sofort nach der Startnummer. In meiner Nähe waren nur zwei, die beide nicht in meiner AK waren. Sam tauchte erst nach einer halben Ewigkeit auf. Jetzt kam wirklich der Gedanke in mir auf „bring es einfach nur zu Ende“, der Abstand muss reichen, sofern kein Krampf oder ähnliches mehr dazwischen kommt. Reinhard hat vielleicht recht „Heute ist mein Tag“ und den lass ich mir jetzt nicht mehr nehmen! Der Weg nach Kona war schon noch einmal hart - aber wie beim Hinweg auch, teilte sich mein Kopf die Strecke wieder in die gleichen Teilstrecken ein. Ab und zu überholte ein schneller Mann und ich versuchte wenigstens immer für ein paar Meter im Windschatten mitzulaufen. An der Palani angekommen war Reinhard aufgeregter als ich. Ich hörte nur die Worte „Bring´s heim“. Den Zieleinlauf am Pier habe ich versucht zu genießen. Eigentlich wäre ich die letzten Meter gerne gegangen, das habe ich mich aber nicht getraut, da ich nicht genau wusste wie weiter hinter mir Sam Boag war. Nach der Finish Line hat mich zuerst Marc von den ARTs in den Arm genommen und mir gratuliert und dann war auch gleich Reinhard da.

Ich weiß nicht wer eher und mehr geheult hat von uns zwei. Ich glaube wir waren beide mental und körperlich am Ende - ich zumindest in jedem Fall. Wie auch 2009 bin ich ich die ersten 20 Minuten völlig fassungslos auf einem Katamaran am Strand vom Kingkamehmeha gesessen. Dann habe ich meine Eltern angerufen, die auch die ganze Nacht kein Auge zugetan hatten.Jetzt so langsam nach einer Woche begreife ich endlich, dass mein lange erträumtes Ziel Wirklichkeit geworden ist. Noch haben wir eine Woche Urlaub auf Big Island und ich genieße jeden Tag hier - vor allem in dem Wissen nächstes Jahr wieder hier sein zu dürfen.Mahalo

 

 

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