Zell am See 70.3 Ironmann 2014

Angelique Sigl beim Ironman 70.3 Zell am See

Es war Samstag, 30.08.2014, 4:00 Uhr morgens. Der Wecker klingelte. Eigentlich eine Horrorvorstellung, an diesem Tag jedoch wahr. Kaum vor zwei Minuten ins Bett gegangen, hieß es schon wieder aufstehen. Ich war sauer. Warum? IRONMAN befand es für nötig, die Wettkampfbesprechung am Tag vorm Wettkampf zu machen. Das ist ja noch OK, aber muss es wirklich um 9 Uhr morgen sein? Meinetwegen 9 Uhr abends.

Oder von mir aus auch 9 Uhr morgens am Wettkampftag, oder auch gar keine Wettkampfbesprechung (das merk ich dann ja hoffentlich von selber, wie viele Runden ich zu laufen hab, wenn jeder Kilometer beschildert ist). Nun ja, es half nichts, schließlich wusste ich nicht, ob es Kontrollen geben würde, wer bei der Wettkampfbesprechungwar und wer nicht. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Nach Zell fahren und dann gesagt zu kriegen; Sie waren nicht auf der Wettkampfbesprechung Älabätsch. Mit Korbis krankheitsbedingten Ausfall hatten wir bereits einen Ausfall zu viel. Der holte sich nur seinen „teuersten Rucksack  aller Zeiten“ ab. Und ich? Tja ich bekam auch den schwindsüchtigen Rucksack und fragte mich, ob der so eine Tour zum Gardasee überleben würde. Muss man wohl ausprobieren, aber so schaut der ganz cool aus.

Ob ich für den Wettkampf gerüstet war, naja. Das wusste ich erst, wenn ich im Wettkampf war. 4 Wochen kein Schwimmtraining, 5 Wochen kein Lauftraining. Das einzige was ich in der Zeit betrieben habe war Radfahren. So ein Glocknerkönig wäre mir am 31.08.14 daher deutlich lieber gewesen als ein Triathlon. Aber da war ich halt auch selber schuld.

Das ganz miese an dem Wettkampf war ja eigentlich, dass ich mich zu dem Zeitpunkt angemeldet hatte, als die Radstrecke noch aus zwei flachen Runden, gesamt vielleicht 500 Höhenmeter, bestand. Darum hab ich mich eigentlich angemeldet. Aber als Wettkampfort für 2015 musste die Strecke härter werden, und da hat man sie umgelegt. Eine Runde, 950 Höhenmeter, ein Berg dazwischen, ein paar Hügelchen. Mit Bergen hatte ich es bislang nicht, aber dank der letzten 5 Wochen (wo ich ja weder geschwommen noch gelaufen bin) hatte ich nicht so viel schiss davor wie noch zu Beginn des Jahres. Und die paar Hügel wo noch kommen würden, einfach locker drüber treten. Und bloß nicht aufstehen, sonst zeigt man Schwäche. Und auch nicht runter schalten; sonst zeigt man auch Schwäche (Quelle Philosoph Schmidl @ Wendelsteinrundfahrt 2013 c).

Beim Einchecken meines Radls in die Wechselzone wurde mir schon klar, dass das Killer-Wechselzeiten werden. Man läuft vom Schwimmen auf eine Tartan-Bahn, holt seinen Wechselbeutel von der Stange, läuft die Bahn nach hinten, dann auf die Wiese, dann zum Rad, dann quer rüber zur anderen Seite, und dann noch mal 200 m zur Radstrecke laufen. Aber ist ja auch schon wurscht. Die anderen mussten ja auch so wechseln.

Am Sonntagmorgen war es dann endlich so weit. Was heißt hier Morgen. 10:20 Uhr war mein Start. War ja schon fast Mittag. Wenn man die Leut schon alle so früh antanzen lässt, könnt man doch wenigstens eine Stunde vorher starten. Das Wetter war da nämlich auch so eine Sache. Am Morgen hat es noch nicht geregnet. Und ich hoffte, dass ich wenigstens den Berg noch runter kommen würde, bevor es zu schütten anfängt. Abfahrten sind für mich sowieso das Schlimmste, noch schlimmer wie rauf fahren

Also gut, ich quetschte mich in meinen Neo, den würde ich auch brauchen. Ich weiß nicht, wie kalt das Wasser war, aber 20 Grad waren es nicht. Aber mit Neo ist das alles ja voll wuascht. Und endlich, endlich war ich in der Startgruppe, wo man pinke Badekappen bekommt. Liegt vielleicht daran, dass man alle Weiber zusammen in eine Gruppe gepackt hat und die ganz am Schluss starten lies. Das war echt mies. Als wären Weiber so viel langsamer als so manche Kerle. Aber egal, Hauptsache war, dass ich die pinke Badekappe hatte. Und dass es manche Kerle gab, die nicht recht viel schneller schwimmen konnten als ich, bzw. dementsprechend noch ein gutes Stück langsamer waren, merkte ich, als ich plötzlich Schwimmer mit blauen Kappen (5 Minuten vor mir), grünen Kappen (10 Minuten vor mir) und gelben Kappen (15 Minuten vor mir) neben mir schwimmen sah. Aber für die war das kein Schwimmen mehr, für die war das ein Kampf ums Überleben. Wenn man mal komplett auf Brustschwimmen umstellt, und das trotz Neo, dann hat man doch auch abgeschlossen. Und als dann noch 400 m entfernt eine Fähre vorbei gedampft war und schön Wellen gemacht hat, sah es für mich echt so aus als würden die Ertrinken. Aber keine Zeit für Mitgefühl, ich musste ja selber weiter.

Ich rechnete schon mit einer Schwimmzeit jenseits von 40 Minuten, weil es sich echt lange und langsam anfühlte, was ich da fabriziert habe. Und noch dazu bin ich immer ein gutes Stück ausgeschwommen. Dementsprechend überrascht war ich über die 37:30 auf der Uhr.

Aber da kann man sich ja auch nicht freuen, weil es einem pressiert.

Und dann der Lauf in die Wechselzone, Beutel suchen, weiter laufen, ich hockte mich wieder auf den Rasen, Neo runter, es hätte auch ein Wechselzelt gegeben, aber das war gesteckt voll und gerochen hat es. Naja, ich brauch da nicht schlau reden, der Tümpel-Wasser-Neo-Schwitz-Duft klebt ja an jedem.

Auch egal, ich musste weiter, immer weiter, weiter, weiter…

Auf dem Rad ging es mir dann mental schon besser. Die Straße war noch trocken, also top. Ich hoffte ja immer noch, dass ich schnell genug vor dem Regenschauer wieder im Tal bin. Erstmal musste ich aber die ersten 20 km fahren, bis der Berg überhaupt losgeht. Die 20 km hatte ich nach 35 Minuten oder so. Dann noch über eine Holzbrücke rüber, und dann merkte man langsam, dass es steiler wurde, und als man dann um die nächste Kurve rum sah, ging er los, der Berg, 15 km. Ich dachte mir, wenn ich nen 15er Schnitt halten könnte, wär ich in einer Stunde oben. Das wär ok. Die Hoffnung auf einen 30er Schnitt hatte ich mir sowieso abgeschminkt (also auf die komplette Strecke gesehen).

Unterwegs hatte ich dann noch ein paar Opfer zum Ratschen gefunden. Ich fuhr einem Kerl hinterher, der war ganz gut unterwegs. Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Ich wollte ja nicht mit 25 rauffahren und dann kaputt sein. Oben war ja nur ein Zwischenziel, und nicht das Ziel. Mit dem hab ich dann mal geratscht, einer aus Dachau, und es war seine erste Mitteldistanz. Er hat sich aber auch angemeldet, als die Strecke noch flach war. Ich hab ihn dann doch überholt. Die 14 % musste ich alleine fahren. Davor ging es noch durch ein Kaff mit Verpflegung, die Stimmung da war echt super. Und dann, 300 m vor „Oben“, bin ich dann doch nochmal aufgestanden. Von Oben ging es wieder runter, und die Straße war trocken. Ich war froh. Die Abfahrt bin ich dann eigentlich nicht runtergefahren, sondern runtergebremst.Auf die paar Sekunden hab ich gepfiffen. Bevor ich in der Leitplanke kleb, oder an nem Baum, oder einfach irgendwo ins nichts abstürze.

Bei Kilometer 17 hab ich noch auf die Uhr geschaut. Ich weiß nicht mehr, was drauf stand, aber ich wusste, dass das mit den unter 6 Stunden ganz schön happig werden würde. Ich hab dann schon noch versucht mich zusammenzureißen, und wahrscheinlich hab ich noch den besten Split hingelegt (außer die ersten 2 Kilometer, die waren vielleicht besser) bei meinem Halbmarathon, aber es hat dann nicht gereicht. Zielkanal, Uhr: 6:00:30. Los zu sprinten hätte jetzt auch nichts mehr geholfen, sodass ich den Zieleinlauf einfach nur genossen hab.Ich weiß ja nicht, ob das normal ist, aber bei Kilometer 15 geht mir immer komplett die Lust aus. Da denk ich mir schon, dass das jetzt eigentlich schon wieder reicht. Ich hab dann wieder Gel und Cola reingeschoben, dass ich mir denk, oh nein die Kalorien müssen verbrennt werden. Lächerlich eigentlich, bin ja schon den ganzen Tag mit negativer Energiebilanz unterwegs… Und mit nem Gel läuft es sich auch a bisserl leichter.

6:01:00 war dann meine Endzeit, voll gemein (kommt vielleicht davon, nicht zu schwimmen und nicht zu laufen. Aber eigentlich ist mir das auch gleich wieder so wurscht. Nächstes Jahr halt dann. Also nächstes Jahr nicht, weil da ist ja die WM, aber übernächstes Jahr. Oder vielleicht revanchier ich mich auf einer ähnlichen Strecke.

Nach dem Wettkampf holte ich dann mein Rad ab. Ein Felt B16. Das musste ein bisschen leiden, als ich mir meinen Hochprofilsatz gekauft habe. Der war nämlich von Vision und hatte die silber-roten Aufkleber drauf. Schwarz-weiß wäre für mich OK gewesen, aber silber-rot war mir irgendwie zu aggro. Ich fand auch, dass das nicht zusammen gepasst hat. In Lauingen hätte ich da einen gesehen, der die Aufkleber in schwarz-weiß hatte und hab es auch kundgetan, dass der die schönen Aufkleber hat. (wie man sich über Aufkleber so ärgern kann?). Auch egal, jedenfalls dachte ich mir, dass ich das silber-rot irgendwie loswerden muss und hab mir daher pinke Folie gekauft. Als ich dann mal Zeit hatte („dank“ eines Auffahrunfalles mit Schleudertrauma, aber das ist eine andere Geschichte) hab ich mich an die Arbeit gemacht. Das Rote hab ich mit pink überklebt. Das hat mir dann schon besser gefallen. Aber die Felgen haben trotzdem noch nicht zu meinem Rad gepasst. Also was macht man mit einem schwarz-weißen Rad und noch 2 m pinker Folie?

Ja genau das macht man, aber mein Rad ist sowieso noch glimpflich davon gekommen, weil es nur ein paar pinke Streifen bekommen hat. Und seither schaut das Ganze echt geil aus. N bisschen wie ein Profi-Rad, daher eine Schande, dass es mir gehört :o)

Jedenfalls war ich nach dem Auschecken aus der Wechselzone unterwegs zum Auto. Über jede Pfütze hab ich mein Rad gehoben (als würde das jetzt noch was ändern…), gestylt mit pinken Schuhe, pinker Weste, und mein pinkes Radl. An mir ist dann ein Typ vorbei gelaufen, der gemeint hat; bei dir muss man nicht raten, was deine Lieblingsfarbe ist (eigentlich lila, aber was will man machen).

Dieser Typ ist mir so bekannt vorgekommen. Aber es war nicht der aus Dachau, mit dem ich den Berg rauf gefahren bin und es war auch sonst keiner, den ich irgendwo im Wettkampf getroffen habe. Der Typ, ja. Das war der, der mir am Chiemsee den Neoprenanzug verkauft hat. Gabriel Michael (wobei ich nicht beurteilen kann, was Vor- oder Nachname ist… Erzengelmäßig unterwegs, sag ich da mal).

Ein Blick in die Ergebnisliste verriet mir, ich hatte Recht (wie sonst eigentlich auch immer, will halt keiner einsehen).

Ach ja, mein Wettkampf in Zahlen:

 

Swim WZ1 Bike  WZ2 Run Gesamt

00:37:24

00:05:36 03:10:34 00:03:26 02:04:00 06:01:00

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